Abgeschlossene Projekte

Ein Tor für den Kaiser

An seinen Toren lässt sich der Bedeutungswandel des über zweihundertjährigen Parks ablesen. Caspar Voght, Begründer der „ornamented farm“, war bescheiden. Ihm reichte eine landwirtschaftliche Einfahrt sowie ein schlichter Einlass für Freunde der Gartenkunst bei den Tagelöhner-Häusern. Der Hamburger Bankier und Bausenator Martin Johan Jenisch, der das Anwesen 1815 übernommen hatte, baute um 1830 an der Holztwiete einen stadtseitigen Eingang mit herrschaftlichem Tor, Pförtner-Cottage und einer prächtigen Auffahrt zu seinem neu erbauten Sommersitz, dem Jenischhaus. Um 1900 entsprachen diese Einfahrten nicht mehr dem Zeitgeschmack und den neuen feierlichen Anlässen. Kaiser Wilhelm II besuchte Klein Flottbek mehrere Male. Seine Frau Kaiserin Auguste Viktoria war in Nienstedten aufgewachsen. Reichskanzler Fürst von Bülow, ein Verwandter der Familie Rücker-Jenisch, hatte lange in Klein Flottbek gelebt. Der Kaiser beehrte das Jenischhaus vorzugsweise Mitte Juni, um danach die Kieler Woche zu besuchen und seine Nordlandfahrt anzutreten. Im Jahr1906 erhob der Kaiser seinen hohen Diplomaten Dr. Martin Johan Rücker Jenisch in den erblichen Freiherrenstand. Um dem Kaiser einen seiner Würde und seinem historistischen Geschmack angemessenen Empfang zu bereiten, ließ Baron Jenisch um 1906 an der Flottbeker Chaussee das Parkwärterhaus und das wuchtige neobarocke Tor mit den steineren Zierpfeilern und dem aufwändigen Gitterwerk bauen.

Entwerfer, Handwerker und direkte Vorbilder des Bauwerks sind nicht bekannt. Offensichtlich sollte das Tor aber geschichtlichen Glanz von barocken Portalen preußischer Parks nach Flottbek bringen, um den Kaiser wie zu Hause empfangen zu können. Nach hundert Jahren war eine Erneuerung der Fundamente sowie die Sicherung der aufgehenden Konstruktion notwenig.

Auf Initiative des Vereins Erhaltet Flottbek e.V. hatten sich die Stiftung Denkmalpflege Hamburg, das Amt für Gartendenkmalpflege, das Denkmalamt und das Gartenbauamt Altona zusammengefunden, um diese „Visitenkarte“ des unter Denkmalschutz stehenden Jenischparks zu sanieren. Es gelang dem Verein Erhaltet Flottbek e.V. und der Stiftung Denkmalpflege viele keine und große Spenden einzuwerben und die Sanierung in Auftrag zu geben. Das Tor erhielt nach der Sanierung einen neuen Anstrich in der ursprünglichen Sandsteinfarbe. Die Metall-Teile wurden entrostet und ergänzt. Im September erfolgte die feierliche Eröffnung des sanierten Kaisertores.

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